So viel Macht hat Google über uns

ZDF-Doku zeigt das eigentliche Geschäftsmodell des Suchmaschinen-Giganten

Google ist nicht nur ein Mega-Konzern, sondern längst die Lebenswirklichkeit von Millionen von Internet-Usern. Mittlerweile entscheidet Google, wer im Netz was findet und verfügt damit über Tausende Daten – von jedem einzelnen User. Doch die Internet-Suchmaschine ist nur die eine Seite der Medaille – denn der Konzern versucht sich seit Jahren auch auf anderen Feldern, etwa in der medizinischen oder technologischen Forschung. Die ZDF-Doku-Reihe „Wiso“ hat nun hinter der bunten Fassade von Google recherchiert. Thema der Sendung, die am Montagabend im Zweiten ausgestrahlt wurde: „Weltmacht Google – wie ein Konzern unser Leben beeinflusst.“

 

 

Mega-Konzern Google

 

Wie mächtig Google wirklich ist, beweisen alleine die nackten Daten: 95 Prozent der Internet-User in Deutschland benutzen die Suchmaschine des Unternehmens. Bekanntere Alternativen, zum Beispiel die Microsoft-Suchmaske Bing, gehen dagegen unter. Ihr Markanteil: Mickrige zwei Prozent!

 

Die weltweite Vormachtstellung zeigt sich auch an der Börse. Dort wird Googles Gesamtwert mit 425 Milliarden Euro geführt. Im Gegensatz dazu wirken deutsche „Schwergewichte“ wie Daimler (77 Milliarden), Siemens (74 Mrd.) und BMW (56 Mrd.) geradezu verloren.

 

Was hinter dem Erfolg steckt: Google hat vor Jahren einen einfachen Vorgang zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmodelle der heutigen Zeit entwickelt: Den Handel mit den User-Daten.

 

Das Experiment: So gläsern sind wir

 

Google weiß beinahe alles über uns. Ein Experiment der ZDF-Wiso-Redaktion belegt diese These. Die Unternehmerin Julia Köberlein aus München surft für die Dokumentation einige Zeit bei Google, Datenschützer Ulrich Lintl beobachtet sie dabei.

 

Erschreckend: Schon nach wenigen Minuten hat der Experte ein ziemlich konkretes Persönlichkeitsprofil von Köberlein erstellt, sagt: „Ich kann mir vorstellen, dass das eine eher linksliberale Person ist – besser situiert, sozial engagiert, der sich aber gerne selber auch mal verwöhnt.“

 

Julia Köberlein bestätigt: „Das stimmt schon. Obwohl ich nicht das Gefühl habe, dass das jetzt was total Privates ist!“ Stimmt zwar, dennoch sind wir alle für Google ein offenes Buch.

 

Denn was Experte Lintl in einigen Minuten exemplarisch versucht hat, betreibt Google im großen Stil. Und obwohl viele User das angeblich wissen, füttern sie das Unternehmen Tag für Tag mit Daten und persönlichen Angaben, mit denen Google dann Kasse macht.

 

 

Haupteinnahmequelle Werbung

 

Im Fokus des Google-Geschäftsmodells: Die Werbung. Diese wird von riesigen Netzwerken gesteuert, die genau analysieren welcher User zu welchem Anbieter passt. Während der User dann die genau auf ihn zugeschneiderte Werbung angezeigt bekommt, kassiert Google bei jedem Klick mit.

 

Casey Oppenheim sieht diese Vorgehensweise mehr als kritisch. Der US-Amerikaner hat die Anwendung „disconnected.me“ ins Leben gerufen. Sie blockiert Werbung und unsichtbare Datenanfragen – wie etwa von Google.

 

Oppenheim erklärt: „Google war in vielen Bereichen extrem erfolgreich. Sie verlassen sich fast für ihre gesamten Umsätze auf die Werbung. Und je mehr Informationen sie über uns sammeln, umso mehr Geld können sie mit Werbung machen.“

 

Dabei ist es eigentlich egal, welchen Google-Dienst der User nutzt: Suchmaschine, App-Store, Kartendienst oder Mail-Programm. Google sammelt alles.

 

Der Programmierer Brian Kennish hat lange für das Unternehmen gearbeitet. Er warnt: „Die Leute müssen für Google bezahlen – nicht mit Geld, sondern mit ihren Daten. Die Such-Historie ist fast wie ein Protokoll der Gedanken. Überlegen Sie doch mal, wie Google ihren Tagesablauf geschickt beeinflussen kann…“

 

Was Kennish meint: Wer mal eben auf dem Handy nach einem Restaurant, einem beliebigen Geschäft oder einer Freizeitaktivität googelt, begibt sich schon in die Fänge des Konzerns. Denn Google entscheidet, welches Ergebnis wo sichtbar ist.

 

 

Immer neue Ideen

 

Doch das soll bald nicht mehr alles sein. Google will mehr! Mittlerweile arbeiten über 50 000 Mitarbeiter an bis zu 70 Standorten für den Konzern – vom Mediziner bis hin zum Auto-Ingenieur. Denn Google hat neue Pläne, will mehr in den Alltag der User eingreifen. Und zwar abseits des Internets.

 

So arbeitet das Unternehmen seit Jahren an einem selbstfahrenden Auto, das nur durch Kameras und Sensoren gesteuert wird. Unternehmens-Sprecher Kay Oberbeck: „Wir versuchen große Fragestellungen auf technischem Wege zu lösen. Google versucht, die über eine Million Verkehrstoten pro Jahr zu verringern.“

 

Ein weiteres aufsehenerregendes Projekt: Die digitale Kontaktlinse. Mit ihr will Google Diabetikern das Leben erleichtern. Die Linse soll Blutzucker-Werte messen und bei Schwankungen warnen können.

Entwickelt wird das milliardenschwere Medizin-Projekt in der hauseigenen Forschungsabteilung Google X. Finanziert wurde es auf „altem“ Wege: Durch Werbeeinnahmen, basierend auf dem Sammeln von Daten.

 

Neue Geschäftsmodelle wie „Google X“ hat das Unternehmen erst kürzlich unter dem Namen Alphabet gebündelt. Regelmäßig kommen weitere Zweige hinzu. Damit wächst Google (abseits der klassischen Internet-Geschäfte) immer weiter – und mit dem Konzern auch der Einfluss auf unser Leben.

 

Quelle: bild.de